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Rosbacher Firma verkauft Gemüse mit Schönheitsfehler zum ermäßigten Preis

19. Juni 2023

Die Inhaber von A&R Fruchtimpex aus Rosbach Klaus Reinhard und Anasse Amarouche setzen sich mit der »Krumm-und-gut-Kiste« gegen die Verschwendung von Lebensmitteln ein.

Große Lkw passieren die Schranke des belebten Industriegebiets in Rosbach. Eines der hier ansässigen Unternehmen ist der Obst- und Gemüsegroßhandel A&R Fruchtimpex. Vor rund vier Jahren haben sich die Kollegen vom Großmarkt in Frankfurt Klaus Reinhard und Anasse Amarouche selbstständig gemacht. »Amarouche ist mein französischer Kompagnon. Ich übernehme den Verkauf, und er ist für den Einkauf zuständig, weil er sehr viele Sprachen spricht«, sagt Klaus Reinhard. Ende letzten Jahres kam ihnen die Idee zur »Krumm-und-gut-Kiste« für Bio-Lebensmittel mit Schönheitsfehlern zum ermäßigten Preis.

Vom strahlenden Sonnenschein geht es in die kühle Lagerhalle. An den Wänden und in der Raummitte stapeln sich die Obst- und Gemüsekisten. Avocados, Äpfel, Paprika, Wassermelonen, Zucchinis und Zitronen warten auf ihren Verkauf. Das Hauptgeschäft von A&R Fruchtimpex ist die Belieferung des Einzelhandels mit Obst und Gemüse in Bioqualität. »Dazu kommen fünf bis sechs Produkte aus dem konventionellen Bereich«, sagt Klaus Reinhard. Die Lebensmittel gehen an private Edeka- und Rewe- oder an Alnatura-Märkte.

Anderes Aussehen, gleiche Qualität

Bei einigen Waren im Kühllager würden die Supermarkt-Betreiber aber wohl irritiert gucken. Hier stehen einige Kisten Mini-Paprika, dort stapeln sich Äpfel mit kleinen Macken. Typische B-Ware - Lebensmittel der Klasse 2, erklärt Klaus Reinhard. »Diese Norm schafft es nicht in den Supermarkt, hat aber qualitativ keine Abstriche.« Tatsächlich würden Lebensmittel bereits bei kleinen Schönheitsfehlern oder bei Überproduktion in der Tonne landen.

Das schmerze nicht nur die Großhändler, sondern finanziell und ideologisch auch die Bauern und Lieferanten. Die fragten dann: »Du, ich habe 50 Kisten davon, 30 Kisten davon. Kannst du uns helfen«, schildert Reinhard. Er habe dann immer antworten müssen: »Schwierig, wir wissen auch nicht wohin.« Nach einigen Anrufen dieser Art hätten er und Anasse Amarouche aber auch genug gehabt von der Lebensmittelverschwendung. Den Geschäftspartnern kam die Idee zur »Krumm-und-gut-Kiste«.

»Spätestens dienstags bekommen wir von unseren Lieferanten gesagt, was sie an Produkten haben, die nicht für den Lebensmitteleinzelhandel geeignet sind«, sagt Klaus Reinhard. Dann würden die »Krumm-und-gut-Kisten« zusammengestellt und ihr Inhalt im E-Mail-Newsletter bekanntgegeben. Ein Abonnement gibt es nicht. Stattdessen wird über das Kontaktformular auf der Website von A&R Fruchtimpex bestellt. Die Abholung erfolgt beim Vertriebspartner, dem Naturlandhof Weber in Kaichen, oder direkt ab dem Lager in Rosbach.

Die »Krumm-und-gut-Kiste« ist ausschließlich für Rosbach und die weitere Wetterau gedacht, sagt Klaus Reinhard. Denn der Preis für die Versandgebühren sei zu hoch und der Transport würde mit zwei bis drei Tage zu lange dauern. Wichtig sei ihm auch ein fairer Preis für die Lebensmittel. »Wir möchten nicht alles günstiger bekommen, wir möchten auch helfen.« Zudem würde bei einem Verlustgeschäft für die Bauern und Lieferanten die Ware gegen das schlechte Gewissen doch entsorgt, vermutet Klaus Reinhard.

Zumal die Inflation auch das Bio-Geschäft schwer treffe. »Die Leute greifen eher zum günstigeren konventionellen Produkt«, sagt Klaus Reinhard. Aber es gebe immer noch genug Menschen, die bereit seien, den Preis für Bioqualität zu bezahlen.